Ich sehe Mistgabeln


Ich sehe MistgabelnOffener Brief des US-Milliardärs Nick Hanauer an seine reichen Freunde
Deutsche Übersetzung
Sie kennen mich wahrscheinlich nicht aber ich bin einer dieser 0,01% stolzen und uneinsichtigen Kapitalisten. Ich habe etwa 30 Unternehmen in unterschiedlichen Branchen mitbegründet und finanziert. Vom Nachtclub bis zu Amazon.com. Dann gründete ich AQuantive, ein Internet Werbeunternehmen, welches im Jahr 2007 von dem Softwarehersteller Microssoft für etwa sechs Milliarden US-Dollar übernommen wurde. In Bar. Meine Freunde und ich besitzen eine Bank. Ich sage Ihnen dass, weil ich in vielerlei Hinsicht nicht anders bin als Sie. Wie Sie, habe ich einen Blick auf Wirtschaft und Kapitalismus. Und für meinen Erfolg führe ich ein Leben, von dem 99,9% der Amerikaner nicht einmal zu träumen wagen. Ich besitze viele Häuser, ein eigenes Flugzeug usw, Sie wissen schon wovon ich rede.

Im Jahr 1992 verkaufte ich Polster und Betten in meinem Familienbetrieb „Pacific Coast Feather Company“, zu einer Zeit wo das Internet noch eine schwerfällige, langsame unbekannte Maschine war. Alle Kaufhausketten haben das seinerzeit verurteilt. Aber ich wußte auch, sobald sich das Internet schneller und vertrauenswürdiger entwickelt, wird es nicht mehr lang dauern und die Kunden werden in Online-Shops kaufen.

Die Eigenschaft, über den Tellerrand hinauszuschauen ist ein Teil meines Erfolges. Mein Glück war auch, dass ich zwei überaus talentierte Jungs kennenlernte, die im Web eine Menge Potenzial erkannten. Beide hießen Jeff. Von Jeff Tauber haben Sie wahrscheinlich noch nie gehört. Und der andere hieß Jeff Bezos. Ich war so von dem Potenzial des Webs fasziniert, dass ich beiden sagte, was auch immer ihr macht, ich investiere bei euch. Durch Zufall nahm der zweite Jeff (Bezos) mein Angebot an. So half ich ihm, bei seinem damals kleinen Start-Up für den Online Buchhandel. Der andere Jeff gründete ein Internet Kaufhaus namens Cybershop. Allerdings zu einer Zeit, in der das Vertrauen der Kunden zum Kaufen von Waren über das Internet noch gering war. Zu früh, für seine High-End Idee. Die Menschen waren damals noch nicht bereit, teure Waren oder persönliche Artikel ohne Überprüfung zu kaufen. Im Gegensatz zu einem Buch, welches in der Qualität kaum variieren kann. Cybershop schaffte es nur zu einer der vielen Dotcom Blasen. Amazon dagegen ging es besser. Heute besitze ich eine sehr große Yacht.

mistgabeln 1Aber lassen Sie uns offen sprechen. Ich bin nicht der intelligenteste Mensch den Sie je gesehen haben oder der am schwersten Arbeitende. Ich war ein mittelmäßiger Schüler und bin technisch nicht begabt und ich kann auch nicht programmieren. Was mich von anderen unterscheidet ist wohl meine Risikotoleranz und die Eigenschaft zu sehen, wo die Reise hingeht und was in der Zukunft passieren wird. Und was sehe ich in jetzt unserer Zukunft?

Ich sehe Mistgabeln.

In Zeiten wo Menschen wie Du und ich über die Plutokratie träumen, liegt der Rest des Landes, die 99,9%, weit im Rückstand. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer schlimmer. Und sie wächst schnell. Im Jahr 1980 kontrollierten die Top 1 etwa 8% des US-Volkseinkommens. Heute kontrollieren die Top 1 rund 20%. Aber das Problem ist nicht die Ungleichheit an sich, Diese ist immer untrennbar mit jeder kapitalistischen Wirtschaft verbunden. Das Problem ist, dass dies Ungleichheit auf einem historischem Hoch angelangt ist und von Tag zu Tag schlimmer wird. Unser Land entwickelt sich von einer kapitalistischen Wirtschaft zu einer feudalen Gesellschaft. Wenn sich unsere Politik nicht dramatisch ändert, wird die Mittelschicht verschwinden und wir werden wieder im späten 18. Jahrhundert in Frankreich sein. Vor der Revolution.

Uns so habe ich eine Botschaft für meine steinreichen Kollegen und Kolleginnen und alle, die in dieser Blase leben: Wachen Sie auf ! Es wird nicht mehr lange dauern. Wenn wir nicht bald etwas tun um die eklatanten Ungerechtigkeiten in dieser Wirtschaft zu beheben, werden die Mistgabeln zu uns kommen. Keine Gesellschaft kann diese Art von wachsender Ungerechtigkeit auf Dauer aufrechterhalten. Es gibt in der Tat kein einziges Beispiel in der Geschichte der Menschheit, wo Reichtümer wie diese angesammelt wurden und nicht irgendwann Mistgabeln gekommen sind. Am Anfang ist es ein Polizeistaat, dann kommen die Aufstände.

Viele von uns denken, sie wären etwas Besonderes, weil „Das ist Amerika“. Wir denken, wir sind immun gegen diese Kräfte wie den arabischen Frühling, die französische oder russische Revolution. Ich weiß, dass die 0,01% dazu neigen, diese Art von Argumenten zurückzuweisen. Viele von euch sagten mir schon ins Gesicht, ich sei verrückt. Ich sage euch, ihr lebt in einer Traumwelt. Jeder Geschichtsstudent weiß, wie es passiert. Revolutionen, Konkurse kommen nach und nach. Und dann plötzlich setzt jemand etwas in Brand und dann kommen tausende Menschen auf die Strassen und bevor man sich versieht, steht das ganze Land in Flammen. Und dann werden wir keine Zeit mehr haben zum Flughafen zu fahren, in unsere Gulfsream V zu steigen und nach Neuseeland zu fliegen. Wenn die Ungleichheit weiter so zunimmt, wird es passieren. Wir werden nicht in der Lage sein, vorherzusagen wann es passiert. Aber wenn es passiert wird es schrecklich. Vor allem für uns.

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Unser Vorbild sollte z.B. Henry Ford sein. Er erkannte, dass alle seine Arbeiter in Michigan nicht nur billige Arbeitskräfte waren die man ausnutzen kann. Sie waren gleichzeitig auch Verbraucher. Ford dachte, wenn er ihre Löhne um damals exorbitante 5$ / Tag anhob, dann sind die auch in der Lage sich sein Modell TS leisten zu können. Was für eine tolle Idee. Mein Vorschlag ist: Lassen Sie uns das angehen. Immer wieder. Wir müssen etwas versuchen. Dies idiotische Trickle-Down-Politik zerstört unsere Kundenbasis. Und Ihre.

Der Begriff Trickle-down-Theorie (englisch trickle ‚sickern‘), abwertend auch Pferdeäpfel-Theorie,bezeichnet die These, dass Wirtschaftswachstum und allgemeiner Wohlstand der Reichen nach und nach in die unteren Schichten der Gesellschaft durchsickern würden (Trickle-down-Effekt). Sie wurde von David Stockman als synonyme Bezeichnung für angebotsorientierte Wirtschaftspolitik eingeführt.

Ich habe erkannt, dass ich meine isolierte Welt der Superreichen verlassen, und mich in die Politik einmischen muss. Aber nicht in der Art, sich wie einer von diesen „Big-Money-Milliardären“ wählen zu lassen. Stattdessen will ich durch Ideen und Gespräche zu einer Art „Mitte-Out-Ökonomie“ anregen. Es ist der längst überfällige Gegenbeweis zu der Trickle-Down-Weltsicht. Deshalb muss der Grundgedanke des Kapitalismus sein: Wenn die Arbeiter mehr Geld haben, dann haben die Unternehmen mehr Kunden. Das erzeugt Mittelklasse Konsumenten. Nicht reiche Geschäftsleute wie wir. Das bedeutet, eine blühende Mittelklasse ist die Quelle des Wohlstandes und nicht eine Folge davon. Der Mittelstand schafft reiche Menschen, nicht umgekehrt.

Am 19. Juni 2013 veröffentlichte Bloomberg einen Artikel den ich schrieb, darin ging es um einen Mindestlohn von 15$. Forbes bezeichnete dies als einen Vorschlag vom verrückten Nick. Doch, nur wenige Wochen nachdem es veröffentlicht wurde weckte ein befreundeter Unternehmer im Service Bereich bei Fast Food Mitarbeitern den Gedanken zu einem Streik zu einem 15$ Mindestlohn. Fast ein Jahr später führte die Stadt von Seattle einen Mindestlohn von 15$ ein. Und nur 350 Tage nachdem mein Artikel veröffentlich wurde, unterzeichnete der Bürgermeiste von Seattle, Ed Murray, ein entsprechendes Gesetz. Wie konnte das passieren?

Die geschah, weil wir daran erinnert wurden, dass die Massen die Quelle von Wachstum und Wohlstand sind und nicht wir reichen Jungs hier. Wenn die Arbeiter mehr Geld haben, dann haben die Unternehmen mehr Kunden, und dann brauchen die mehr Mitarbeiter. Wenn die Unternehmen den Arbeitern ein Existenzminimum zahlen statt Armutslöhne, dann müssen die Steuerzahler nicht die Differenz bezahlen. 74% der Wähler in Seattle waren nach einer Umfrage der Ansicht, dass 15$ Mindestlohn eine gute Idee war.

Die Standard Antwort in der Mindestlohndebatte von den Republikanern, deren Geschäftsmänner und vielen Demokraten ist, dass die Erhöhung des Mindestlohns Arbeitsplätze kostet. Die Unternehmen müssen Mitarbeiter entlassen. In der Schulzeit wurde den Menschen schon gelehrt, wenn die Löhne steigen, muss die Beschäftigung nach unten gehen. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage und so weiter. Das ist der Grund, warum John Boehner und andere Republikaner im Kongress darauf bestehen. Wenn die Arbeit einen höheren Preis hat, bekommt man weniger davon. Wirklich?

“The thing about us businesspeople is that we love our customers rich and our employees poor”

Das ist eine seltsame Sache. Während der letzten 3 Jahrzenten wuchsen die Abfindungen für Manager 127 x schneller als bei den Arbeitnehmern. Seit 1950 ist dabei das Geschäftsführer – Arbeiter Verhältnis um 1000% gestiegen, das ist kein Tippfehler. Manager verdienten das 30-fache des Durchschnittseinkommens, jetzt das 500-fache. Doch kein Unternehmen, das ich kenne, hat seine Führungskräfte beseitigt oder nach China ausgelagert, oder ihre Arbeitsplätze automatisiert. Stattdessen haben wir jetzt mehr Manager als je zuvor. Diese Leute verdienen ein Vielfaches des Durchschnittseinkommens und wir bekommen immer mehr von ihnen. 75 Jahre haben wir schon Beschwerden sobald das Thema Mindestlohn angesprochen wird, oder wenn gegen Kinderarbeit rebelliert wird. Jedesmal reagieren die Kapitalisten in der gleichen Weise: Wir gehen alle Konkurs, ich muss schließen, ich muss alle entlassen. Es ist nicht geschehen. In der Tat zeigen die Daten, dass wenn die Arbeiter besser bezahlt werden, die Geschäfte besser werden. Die Neinsager sind einfach falsch.

Die meisten von Ihnen denken wahrscheinlich, dass der Mindestlohn von 15$ in Seattle ein Wahnsinn und eine Abkehr von rationaler Politik ist. Aber in Seattle ist der aktuelle Mindestlohn von 9,32$ bereits um fast 30% höher als der Durchschnitts Mindestlohn. Und, zerstört es unsere Wirtschaft? Nun, an alle Trickle-Downer, hier ein Blick auf die Daten: Die beiden Städte der Nation mit der höchsten Rate an Jobwachstum von kleinen Unternehmen sind San Francisco und Seattle. Und welche Städte haben den höchsten Mindestlohn? San Francisco und Seattle. Die am schnellsten wachsende Großstadt in Amerika? Seattle. 15 Dollar ist keine riskante Politik. Unsere Stadt wird Ihrer Stadt in den Arsch treten.

Es macht durchaus Sinn, wenn man darüber nachdenkt: Wenn ein Arbeiter 7,25 $ / Std. verdient, das ist jetzt der normale Mindestlohn, welcher Teil davon landet in den Kassen der lokalen Kleinunternehmen? So gut wie nichts. Die Person muß Miete zahlen, Lebensmittel kaufen, und im besten Fall noch ein Bus-Ticket. Er wird nicht ins Restaurant gehen, keine neue Kleidung und keine Blumen zum Muttertag kaufen. Ist das Problem komplizierter als ich denke? Natürlich.

Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen, natürlich. Aber bitte hört damit auf darauf zu bestehen, dass wenn die Niedrig Lohnarbeiter mehr Geld bekommen, die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellen und die Wirtschaft zerstört wird. Es ist völliger Unsinn. Das Tückische an der Trickle-Down-Ökonomie ist zu glauben, dass, wenn die Reichen immer reicher werden, es gut für die Wirtschaft ist. Man kann aber daran glauben, dass, wenn die Armen immer ärmer werden, es schlecht für die Wirtschaft ist.

Ich weiß, dass fast alle von euch das Gefühl haben, unsere Unternehmen zahlen überzeugende Löhne. Und die Regierung mischt sich auch zu viel ein. Und der Markt regelt schon die Preise. Aber genau das ist die Sache. Wenn diejenigen mit schlechten Beispielen vorangehen, wie z.B. Wal-Mart oder McDonalds, dann zahlen die Arbeitgeber in der Nähe auch höchstens nur den Mindestlohn. Und wenn es nicht illegal wäre, würden sie noch weniger zahlen. Gott sei Dank haben beide Unternehmen vor kurzem gesagt, sie würden sich einer Einigung zum Mindestlohn nicht widersetzen. In einer großen Gruppe wird es immer Leute geben die nicht das Richtige tun. Daher kann die Wirtschaft nur funktionieren, wenn sich alle an die gleichen Regeln halten, so wie bei Tempolimits oder Stopp-Schildern.

Wal-Mart ist unserer Nation der größte Arbeitgeber mit rd. 1,4 Millionen Beschäftigten in den USA und verdient mehr als 25 Milliarden US-Dollar im Jahr vor Steuern. Warum sind Wal-Mart-Mitarbeiter die größte Gruppe der Medicaid-Empfänger in vielen Staaten? (Medicaid ist ein Gesundheitsfürsorgeprogramm für Personen mit geringem Einkommen). Wal-Mart könnte, sagen wir, jedem seiner Millionen schlecht bezahlten Arbeitnehmer zusätzlich 10.000 $ / Jahr mehr bezahlen. Diese wären dann aus der Armut und könnten sich viele Sachen leisten und bei Wal-Mart einkaufen. Dies würde uns auch den Kauf von Lebensmittelmarken ersparen. Und Wal-Mart würde immer noch mehr als 15 Milliarden US-Dollar vor Steuern im Jahr verdienen.

Wir reichen Menschen wurden fälschlicherweise durch unsere Schule und die Bestätigung der Gesellschaft davon überzeugt, dass wir die Schöpfer sind. Es ist einfach nicht wahr. Es werden keine superreichen Amerikaner die große Wirtschaft antreiben. Ich verdiene etwa 1000 Mal mehr als der Durchschnitt jährlich, aber ich kaufe nicht tausend Mal mehr Zeug. Meine Familie kaufte drei Autos in den letzten Jahren, nicht 3000. Ich kaufe ein paar Hosen und ein paar Hemden im Jahr, genau wie die meisten amerikanischen Männer. Ich glaube, ich könnte 1000 Hemden kaufen. Aber warum sollte ich? Stattdessen stecke ich mein Geld in die Socke, wo es dem Land nicht viel Gutes tut. Vergessen Sie also alle Rhetorik wie, Amerika ist so groß, weil es von Menschen wie du und ich und Steve Jobs gemacht wurde. Sie kennen die Wahrheit, auch wenn Sie es nicht zugeben: Wäre einer von uns in Somalia oder im Kongo geboren, wären wir vielleicht nur ein barfüßiger Kerl der an einem Feldweg Obst verkauft. Das heisst nicht, dass es in Somalia oder im Kongo keine guten Unternehmer gibt. Es ist aber so, dass auch die Besten nur ihre Waren verkaufen können wenn es sich ihre Kunden leisten können.

Dies ist, in anderen Worten, eine wirtschaftliche Betrachtungsweise, die Links und Rechts vereinen könnte. Vielleicht ist das ein Grund, dass das Recht beginnt, in dieser Realität aufzuwachen. Wir können aber sicher sein, dass diese Änderungen nicht in Washington starten werden. Das Denken ist abgestanden, Argumente sogar noch mehr. Auf beiden Seiten. Die meisten großen sozialen Bewegungen haben ihre frühesten Siege bei den staatlichen und kommunalen Ebenen gefeiert. Der Kampf um den Acht-Stunden-Arbeitstag, der in Washington, DC im Jahre 1938 endete, begann in Orten wie Illinois und Massachusetts in den späten 1800er Jahren. Die Bewegung für soziale Sicherheit begann in Kalifornien in den 1930er Jahren.

Ich weiß, was Sie denken: Sie denken, dass Occupy Wall Street und all die anderen „Kapitalismus-ist-das-Problem-Demonstranten“ spurlos verschwunden sind. Aber das ist nicht wahr. Es ist nur, dass so viele von euch Plutokraten nicht die Nachrichten hören. Viele unserer Mitbürger beginnen zu glauben, dass der Kapitalismus selbst das Problem ist. Ich bin damit nicht einverstanden, und ich bin sicher, Sie auch nicht. Kapitalismus ist die größte Sozialtechnologie, die jemals erfunden wurde, um den Wohlstand der menschlichen Gesellschaften zu erschaffen.

Aber wenn im Kapitalismus nicht gegengesteuert wird, neigt er zu Konzentration und Kollaps. Er kann entweder so verwaltet werden, damit wenige kurzzeitig oder viele langfristig profitieren. Die Aufgabe der Demokratien ist, es in die zweite Richtung zu biegen. Deswegen müssen Investitionen in der Mittelklasse geleistet werden und nicht Steuererleichterungen für reiche Leute wie uns. Der älteste und wichtigste Konflikt in menschlichen Gesellschaften ist der Kampf um die Konzentration von Reichtum und Macht. Leute wie wir an der Spitze, waren schon immer diejenigen die am Ende gesagt haben, dass unsere jeweiligen Positionen gerecht und gut sind für alle. Historisch gesehen, riefen wir nach dem göttlichen Recht. Heute haben wir Trickle-Down-Ökonomie. Was für ein Unsinn das ist. Bin ich wirklich so eine überlegene Person? Gehöre ich in die Mitte des moralischen als auch wirtschaftlichen Universums?

Meine Familie, die Hanauers, begannen in Deutschland und verkauft Federn und Kissen. Sie wanderten, von Hitler verfolgt, aus Deutschland aus und endeten in Seattle und besaßen dort ein anderes Kopfkissen Unternehmen. Drei Generationen später profitierte ich von diesem. Dann hatte ich so viel Glück wie eine Person im Internetzeitalter überhaupt nur bekommen kann und traf dabei den Kumpel namens Bezos in Seattle. Ich schaue auf den durchschnittlichen Joe auf der Straße, und ich sage: „Selbst die besten von uns werden in den schlimmsten Zeiten barfuß am Feldweg stehen und Obst verkaufen. Wir sollten nie vergessen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika seine Mittelklasse hat, anstatt uns.

Oder wir können uns zurücklehnen, nichts tun, und genießen weiter unsere Yachten. Und warten auf die Mistgabeln.

Quelle:
http://www.politico.com/magazine/story/2014/06/the-pitchforks-are-coming-for-us-plutocrats-108014_Page2.html#.U7K6I7H-vJ8

14 Antworten zu “Ich sehe Mistgabeln

  1. Ein guter Artikel. Auch wenn ich nicht an den kommenden Aufstand glaube, denn alle solche „Plutokratien“ hatten vorher dieses eine Ding namens NSA nicht. Mit diesem Apparat ist man in der Lage, jeden Aufstand, der über irgend eine Form morderner Telekommunikation mit vorbereitet wird, im Keim zu ersticken. Es reicht ja schon, nach TOR gesucht zu haben, um auf der Liste zu stehen. Und eben das gab es vorher nicht im Kontext von aufkeimenden Revolutionen (sondern es gab dies im Kontext totalitärer Systeme, die nicht durch Revolutionen gestürtzt worden sind, sondern ganz wesentlich von Außen zum Sturz gebracht worden sind und durch die Eigenschaft totalitärer Systeme, ihre eigenen Grundlagen nach und nach vollständig zu zerstören).

    Nach meinem Empfinden gehört heute die „der Markt regelt das“-These ordentlich durchleuchtet.
    Daß der Markt die Preise regelt, ist ein vollkommener Bollocks. Wäre das so, müssten so viele Menschen so viel mehr verdienen, während Manager am Hungertuch nagen müssten. In Deutschland müssten Kindergartenerzieher, Krankenpfleger, Altenpfleger, Hebammen, Lehrer uva. in Geld schwimmen, denn anders als in vielen Berufen, wo der Fachkräftemangel nur zu Lohndrückerzwecken propagiert wird (weltweit!), gibt es in den genannten Bereichen empirisch messbar zu wenige Menschen und es werden demnächst noch weniger, weil ein Haufen in Rente geht und dies in den genannten Berufen auch überwiegend vor 65 bzw 67 passiert. Gleichzeitig steigen in den genannten Bereichen aber die Löhne in den letzten Jahren nicht mal auf Inflationsniveau und über die Zustände weiß jeder mit Kind, Krankem, Schwangerer oder Altem in der Familie sicher gut Bescheid.

    Im Übrigen kann der Markt gar nichts mehr regeln, weil das voraussetzte, daß er frei ist. Zu dieser Freiheit zählt auch, daß Árbeitender wie Arbeitanbietender quasi auf Augenhöhe stehen aka „wenn du mich willst, musst du mir was bieten“ bzw. die Möglichkeit, einen (wesentlich!) anderen Anbieter zu wählen. Danke HartzIV gilt das für den gesamten Arbeitsmarkt nicht mehr, der Anbieterwechsel ist aufgrund des Sanktionsfaschismus nicht möglich. Auf einem wirklich freien Arbeitsmarkt würden „ultra schlechte“ Anbieter – also 90% derer die vom Arbeitsamt angeboten und in die hineingezwungen wird – in der Versenkung verschwinden, tatsächlich ist seit HartzIV aber das Umgekehrte passiert: es gibt immer mehr Prekärarbeit mit der Folge, daß inzwischen 7 Millionen Menschen in diesem Land irgendwelche Quersubventionen durchs Arbeitsamt beziehen (tatsächlich Arbeitslose 1. Quartal 2014 waren ca. 2,9 Millionen – d.h. 4 Millionen arbeiten, aber brauchen trotzdem Amtshilfe und hier sind nur die gezählt, die die Scham und Furcht überwinden und einen Antrag stellen). Unsere Wirtschaft hängt also zu 1/5 oder satten 20% von Steuerzuschüßen ab oder anders gesagt würde ohne diese asoziale und auf Teilversklavung beruhende Subventionspolitik 20% der gegenwärtigen deutschen Wirtschaftsleistung überhaupt nicht existieren. Die „Wachstumslokomotive Europas“ heizt ihre Kessel teilweise ganz einfach mit Menschen in Not.
    Ohne HartzIV, d.h. auf einem wirklich freien Arbeitsmarkt wären diese Arbeitsplätze schon ordentlich geworden oder aber verschwunden. Anders gesagt regelt bei uns der Markt fast gar nichts mehr, sondern es regelt vor allem die schiere Notwendigkeit eines Daches über dem Kopf und eines Brotes im Bauch. Alle Arbeit aber, die auf solcher Grundlage erzwungen ist, ist Sklavenarbeit (jedenfalls wenn man den antiken Griechen glaubt, die sich mit Sklavenarbeit ja bestens auskannten!).

    Mich würde auch mal interessieren, wie „der Markt wirds schon regeln“ denn auf solche Mörderkonstrukte wie die Sondergerichtsbarkeit unter TTIP auszulegen wäre. Wenn der Markt hierzuland entschiede: wir wollen kein Fracking-Gas und US verklagt dann Deutschland wegen entgangener Gewinne: wer steht dann hier auf der Seite des freien Marktes bzw. kann man in dieser Konstellation überhaupt noch den „freien Markt“ mitdenken? Oder ist mit freiem Markt hier nur noch die „Freiheit des Fuchses im Hühnerstall“ beschreibbar, sonst aber keine weitere (positive) Freiheit? Wenn ja, wer braucht einen so organisierten Markt und was sind dann noch dessen Vorteile?

  2. Nicht schlecht, und trotzdem zu wenig.
    Denn tatsächlich stoßen wir längst an die Grenzen.
    Selbst viele Arme in den reichen Ländern haben doch alles, was sie brauchen, an Konsumgütern. Ihnen fehlt anderes.
    Wie viele Autos, wie viele Fernseher, Elektrogeräte, Klamotten soll jemand eigentlich besitzen, wie fett soll er noch werden von dem Walmart-Fraß.
    Wie viele Tiere sollen noch in Massentierhaltung gequält werden und Böden und Klima verseuchen, damit der weltweite Mittelstandsbürger sein 5mal täglich Fleisch, Käse und Eier verzehren kann.
    Die Weltmeere sind fast zerstört, die Erde wird für die letzten Rohstoffe ausgeweidet. Wir brauchen zwar anständige Löhne, aber vor allem ein Zurückschrauben des Konsums irgendwelcher Güter, deren Bedarf erst geweckt werden muss.

    • Ich sehe das genauso wie Angela Franke. Sicherlich müssen die Löhne weltweit steigen damit Konsum ermöglicht wird. Aber die art von Konsum die wir pflegen darf nicht noch weiter zunehmen. Der Kapitalismus und die Marktwirtschaft ist super darin mit wenig Kapitaleinsatz viel zu erreichen aber verdammt schlecht wenn andere Maßstäbe gesamtökonomisch sinnvoller sind. Weltweit gibt es Millionen arbeitslose oder unterbeschäftigte und trotzdem wird alles auf möglichst wenig arbeitsaufwand optimiert. Gesamtökonomich wäre es sinnvoll den resourcenverbrauch in den Vordergrund zu rücken. Es wäre absolut kein problem wesentlich mehr Lebensmittel pro hektar herzustellen nur ist es profitabler auf geringen arbeitseinsatz hin zu optimieren. Die Marktwirtschaftler sagen jetzt das wird sich ändern wenn die Lebensmittelpreise weiter steigen. Aber die Marktwirtschaftler sind sich offensichtlich nicht der gewaltigen sozialen Implikationen noch weiter steigender Lebensmittelpreise bewusst. Mit nem Rotwein am Kamin lässt sich leicht über die effizienz der Märkte staunen. Früher war ich optimistischer und hab gedacht technologie wird die Lösung sein und hab die Widersprüche zwischen Kapital und Arbeit und gesamtökonomische Probleme beiseite gewischt. Heute glaube ich, dass sich das Problem nur noch lösen lässt indem man es an der Wurzel greift. Den Kapitalismus massiv beschneiden. Alternative Wirtschaftsformen wie Genossenschaften etc. massiv unterstützen. Die Marktwirtschaft ganz abschaffen würde ich aber nicht, ich halte nichts von Zentralwirtschaft. Die Beggar-thy-neighbor Politik die momentan betrieben wird ist unmenschlich und führt nur zum race to the bottom. Aber dazu wird es eh nicht kommen. Auch wenn die Hauptstädte der Welt vor lauter Protesten brennen würden so würden die Flammen wohl nicht den Kapitalismus verzehren sondern die Arbeiter. Und das ganze freundlich sekundiert von den bürgerlichen Medien. Irgendjeman hat mal sinngemäß gesagt „Das ware Gesicht des Kapitalismuses sieht man erst wenn man versucht ihn zu beseitigen.“ Eine wirkliche Demokratie kann es nur dann geben wenn auch die Wirtschaft davon nicht ausgenommen ist.

      Eine kleine Songzeile einer meiner Lieblingsbands Anti-Flag:
      „I’ve seen a lot of bailouts in my life.
      But why is it I never see a bailout for the homeless and the poor?“

  3. Dieser Ansicht war ich schon als junger Mensch, doch was machen unsere Politiker sie kürzen die Renten und streichen das Kindergeld, dafür unterstützen sie die Banken, wenn die Milliarden an die Leute verteilt worden wäre, hätte keiner mehr Schulden und immer noch genug zum Ausgeben, oder sehe ich das falsch…….

  4. Ein Artikel zum nachdenken.Es wäre schön wenn ein umdenken statt finden würde.Wir brauchen eine Lösung für alle und auf Augenhöhe.
    Ich habe nichts zu bieten ausser meiner Person und bin auch nur ein kleines Licht im diesem grossen Ganzen.
    Ich sehe jugendliche im Alter von 12 Jahren um mich herum die von Privilegien (ins Theater gehen usw.)und hohen Anprüchen reden.
    Wie soll da ein umdenken stattfinden.Wenn wir es nicht schaffen alle auf die Strasse zu bringen was meine Meinung ist(leider stecken da wohl Ängste hinter und es geht vielen gut die alles dafür getan haben und es soll auch so bleiben aber das wird es wohl nicht),welche Möglichkeiten es gibt alle zu vernetzen und alles (Stehen und Liegen) zu lassen, bei wichtigen Themen und Meinungen und alle sollten mit einbezogen werden vom Bettler einen geistig benachteiligtem vom Superintelligenten in dieser Schwarmintelligenz usw. zu naiv?weil ich noch die Möglichkeit habe das Netz zu nutzen.
    mfg.

  5. Endlich wacht einer der Superreichen auf, die am meisten auf eine funktionierend Gesellschaft angewiesen sind. Ohne den erstaunlicherweise noch immer bestehenden sozialen Frieden verliert Vermögen jeder Art seinen Wert.
    Wir Nachdenklichen dürfen uns nicht zu schade sein, uns in die Politik einzumischen. Nur ein Masseneintritt der Nachdenklichen in die Parteien kann uns noch retten.
    http://www.demokratievonunten.de

  6. Hat dies auf Kulturbuendnis rebloggt und kommentierte:
    Unsere Regierung spielt uns ihr Schmierentheater vielleicht nur vor, wenn Kanzlerin Merkel mit Nichtwissen „glänzt?

    Zum Beispiel in Sachen NSA: Vielleicht sind wir Komplizen der USA und „tarnen“ uns als „Bananenrepublik“ vor dem eigenen Volk?

    Vielleicht ist der Waffenhandel ebenso Chefsache und politisch gewollt?

    Und vielleicht ist diese Kunstaktion die Chance zur Herstellung der „politischen Schönheit“, die wir uns wenigstens erträumen dürfen. Vielleicht sind wir sogar verpflichtet, als Protagonisten oder wenigstens als Statisten Widerstand zu leisten. Ein unglaublich schöner Gedanke.

  7. Soll man jetzt denken: „Endlich wacht ein Multimilliardär auf und steckt hoffentlich möglichst viele seiner Spezies an, um doch gefälligst die Probleme zu lössen!“???
    Womöglich wird Angst die einzige Motivation des Schreibers sein. Doch nicht nur vor Mistgabeln (..und mehr?..) sondern vor knurrenden Mägen in „reichen“ Ländern.
    Es ist ja auch kein „an unsereins“ gerichteter Text voll Herz und Verstand, sondern eine rein materialistisch und egoistisch schmeckende Warnung an seine „Brüder“. Vielleicht sind ja am Mond noch Grundstücke frei, wenn es schon für die fiktiven Geldwerte hier nichts mehr zu holen gibt. Doch anstatt sprichwörtlich einen Regenwald zu pflanzen ist die größte Sorge der Untergang Amerikas und ein nahendes Ende von „Brot und Spiele“.

  8. Das habe ich, z.Z. 75 Jahre alt, zwischen 1954-1956 in der Berufsschule gelerent. Genau so entstehen Revolutionen. Ja, der Verfasser dieses Artikels hat Angst vor der (ungewissen) Zukunft. Die Masse ist träge – aber wenn sie einmal in Bewegung kommt … dann gibt es kein Halten mehr. Es wird wieder sehr viel Blut und Leben kosten. Und sehr viel unschuldige Opfer. Denn die Realitätenmacher sind immer die anderen.

  9. Nun, ich denke, man muss differenzieren. Was aus dem Text hervorblickt, ist natürlich überwiegend wenig mitfühlendes Gruppendenken, doch erste Ansätze zu einer ausgedehnteren Sichtweise, die auch das verarmende Volk mit einschliesst, glaube ich auch erkennen zu können.
    Dass der Autor sich somit ein Alibi verschaffen will, glaube ich eher nicht – dafür wirkt das Ganze auf mich denn doch eine Spur zu naiv-aufrichtig.
    Es ist eher der Beweis für die Authentizität dieses „Bekenntnisses“: gerade das Bewusstsein der Reichen ist gewöhnlich so eingeschläfert, dass es bis zum völligen Erwachen, wenn überhaupt, ein äusserst schleppender Prozess ist (vorausgesetzt der Mann existiert mit dieser Identität wirklich – was weitere Recherchen jedoch ausser Zweifel stellen.)

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